Das Abenteuer Vergrößerung oder die Bedeutung von framing und reframing für mehr Kreativität.

In Ihrem Kurzfilm Powers of Ten aus dem Jahr 1977 nehmen uns Charles und Ray Eames mit auf ein Abenteuer in Sachen Vergrößerung. Der Film beginnt mit einem Picknick am Seeufer in Chicago und bringt uns dann an den äußersten Rand des Universums. Alle zehn Sekunden sehen wir den Ausgangspunkt aus zehnfach größerer Entfernung, bis unsere eigene Galaxie nur noch als ein Lichtfleck unter vielen erscheint. Wenn wir mit atemberaubender Geschwindigkeit zur Erde zurückkehren, bewegen wir uns nach innen – in die Hand des schlafenden Ausflüglers hinein – mit zehnfacher Vergrößerung der Dimensionen im Zehn-Sekunden-Takt. Unsere Reise endet im Inneren eines Protons eines Kohlenstoffatoms, das sich wiederum im DNA-Molekül eines weißen Blutkörperchens befindet.

Was hat das alles mit Kreativität und Innovation zu tun? Sehr viel, denn der Film des Ehepaar Eames zeigt in eindrucksvoller Weise, dass jede Situation aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden kann. Um Kreativität und Innovationskraft zu stärken, müssen wir uns dessen bewusst sein und uns in die Lage versetzen können, Herausforderungen, Probleme, Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln anzuschauen. Es ist eine Frage des „Framings“, welches Problem ich wie löse.

Es macht auch einen großen Unterschied, aus welcher menschlichen Perspektive ich eine Situation ansehe? Aus Sicht eines Kindes, eines Jugendlichen, einer reichen, armen, kranken, gesunden, alten usw. Person? Jede Perspektive bringt andere, neue Ansichten und Ideen mit sich.

Ein Weg, sich auf unterschiedliche Sichtweisen einzulassen, gehen wir im Design Thinking in der Verstehens- und Beobachtungsphase. In Gesprächen und Beobachtungen setzen wir uns mit unterschiedlichen Nutzergruppen auseinander und begeben uns auf vielfältige Ebenen der Problembetrachtung. Wir bauen Empathie für die Zielgruppe auf und betrachten die Fragestellung aus ihrem Blick, um den „Point of View“ aus ihrer Sicht zu formulieren.

Wir können diesen Perspektivwechsel jeden Tag üben. Aktuell versuche ich mich im Thema Homeschooling im Framing zu üben 🙂 Hier gibt es vielfältige Player mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Wünschen, Zielen und Herausforderungen – die Kinder, die berufstätigen Eltern, die LehrerInnen, die RektorInnen, die Kultusministerin usw.

Tina Seelig, Neurowissenschaftlerin und Dozentin für Innovation und Unternehmertum an der Standford University, fordert auch ganz klar von Unternehmen Probleme und Herausforderungen kontinuierlich zu reframen: „Reframing problems is not a luxury. On the contrary, all companies need to continually reframe their businesses in order to survive as the market and technology change.“ (2012, S.25)

Daher mein Aufruf: die eigene Perspektive und Denke ist immer nur eine Sichtweise von vielen. Um kreative Lösungen zu finden, bedarf es in den Austausch und die Kommunikation mit dem Gegenüber zu gehen. Denn „Framing and reframing of problems opens up the door to innovative new ventures.“ (Seelig, 2012, S. 26).

Literaturtip:

Tina Seelig, 2012. inGenius: A Crash Course on Creativity.

The Power of Ten – YouTube Video

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